Chinesische Namen: Wie heißt Du auf Chinesisch?

chinesische Namen

Hast Du Dich schon mal gefragt, wie chinesische Namen funktionieren?

Als ich angefangen habe, Englisch zu lernen, habe ich meine Lehrerin angefleht, mir einen Englischen Namen zu geben. Sie hat es nicht getan und ich habe mir selbst einen Namen aus einer Liste gesucht und ich beschloss, dass ich Elizabeth und Betty hieß. Damals hatte ich mich sehr gewundert, dass man in Europa eine Liste von Namen hat, um Menschen zu benennen.

Was wäre mein chinesischer Name?

Oft höre ich diese Frage und mit ein wenig Glück finden viele Menschen auch chinesische Namen, diese sind aber nicht wirklich chinesische Namen: Namen funktionieren, wie die Sprache, in Chinesisch ganz anders.

Chinesisch ist eine Sprache, die nicht aus Buchstaben besteht. Das bedeutet, Namen wie „Julia“, „Elizabeth“, oder „Dominik“, „Henrik“ … können nur mit Schriftzeichen dargestellt werden, die einen ähnlichen Klang besitzen. Aber es wird immer dabei bleiben, dass es nur „ähnlich“ klingt, das ist aber kein Name „in Chinesisch“.

Leute, die nach ihren chinesischen Namen fragen, sind es gewohnt, dass der Name mit anderen Buchstaben geschrieben wird, wie z.B. in Arabisch, oder sogar Japanisch – so lange die Sprache auf einem Alphabet basiert ist. Und ja, Japanisch ist ebenfalls eine Sprache, bei der ein Alphabet die Aussprache beschreibt.

Wie kann ich mir das konkret vorstellen? D.h. in einer Sprache, die auf einem Alphabet basiert ist, kann man die Namen einfach in dieses Alphabet-System übertragen, ABCD werden nicht immer in lateinischen Buchstaben geschrieben, aber solange die Sprache aus Buchstaben besteht, kann man ein System in das andere verwandeln.

Z.B. das Wort „Wein“ in Japanisch, heißt: ワイン, das sieht erstmal unbekannt aus, aber wer einmal das Wort gehört hat, weiß, dass es eine reine Übertragung des Klangs ist, denn es wird genau als „Wein“ ausgesprochen. Das Wort besteht aus zwei Teilen:

ワ = wa

イン = in

Zusammen heißt es also „Wein“.

Deswegen wird ein Name wie z.B. Elizabeth in Japanisch einfach als „エリザベス“ geschrieben (wie das klingt kannst Du bei google translate nachschauen), und das funktioniert als eine reine Übertragung des Klangs:

エ = E
リ = li (eigentlich „ri“, aber in Japanisch ist „ri“ wie „li“ in Englisch)
ザ = za
ベ = be
ス = su (wird aber als „s“ ausgesprochen, ähnlich wie „sushi“, was eigentlich als „sishi“ ausgesprochen wird.)

Das funktioniert, weil man die Buchstaben einfach in das andere System „übersetzen“ muss. Das bedeutet, diese Buchstaben funktionieren auch in anderen Wörtern. Nehmen wir das Beispiel „Elevator“ (Aufzug), in Japanisch heißt es: エレベーター

Erkennst Du die Elemente wieder? エ = E und ベ = be tauchen wieder auf, und sie werden als Alphabet wiederverwendet.

Das würde leider nicht für chinesische Namen gelten. Denn Chinesisch ist nicht auf einem Alphabet basiert. D.h. es gibt keine absolut identischen „Buchstaben“, sondern man sucht Schriftzeichen, die ähnlich ausgesprochen werden, wie die Namen.

Z.B. der Name „Elizabeth“ kann in Chinesisch als 伊丽莎白 geschrieben werden, da die meisten sowieso kein Chinesisch lesen können, sieht es erstmal schon gut aus. Aber ausgesprochen wird es als „yi li sha bai“, das ist schon etwas entfernt von „Elizabeth“. Und viel mehr geht es darum, dass das Konzept mit dem Alphabet nicht mehr funktioniert, weil „伊丽莎白“ kein Alphabet verwendet: „伊“, „丽“, „莎“, „白“ sind alle eigenständige Schriftzeichen, die zwar ähnliche Aussprachen besitzen wie Elizabeth zusammengesetzt, aber hier ausschließlich für die ähnliche Aussprache als „Buchstaben“ geliehen werden. Sie sind aber in der Tat nur eine Klang-Bildung, keine Übertragung. D.h., diese Wörter werden zwar verwendet, aber Du kannst sie nie für andere Zwecke verwenden, weder zusammen als ein Wort (außer als der Name), noch mit einzelnen Zeichen kannst Du etwas anfangen.

Das bedeutet: Wie Du auf Chinesisch heißt, funktioniert genau so, wie man von einem chinesischen Namen einen Englischen / Europäischen sucht: In manchen Fällen funktioniert es, in manchen nicht.

Wie funktionieren Chinesische Namen?

Was man auch über chinesische Namen wissen sollte: Im Gegenteil zu europäischen Namen, die oft aus der Bibel stammen, gibt es in China keinen Stamm, womit man Kindern ihren Namen gibt. Es gibt eine alte Tradition, die aus dem Familienbuch definiert wird, wie jede Generation benannt wird. Diese ist aber durch die Modernisierung der Sprache unterbrochen worden („Bewegung für eine neue Kultur“: Wegen der Kolonialisierung durch die Europäer im 19. und 20. Jahrhundert werden alte Traditionen in China komplett in Frage gestellt. Die Sprache, vor allem die Schrift-Sprache wurde viel verändert. Mehr dazu kann man in diesem Wiki-Artikel lesen, der im Englischen sehr ausführlich ist: https://en.wikipedia.org/wiki/New_Culture_Movement)

Kurz gesagt, ein Vorname (Rufname) in Chinesisch kann beliebig aus der Alltagssprache, alter Literatur oder Sprichwörtern kommen. Es gibt da sehr wenig Regeln, außer, dass der Rufname (da der „Vorname“ in Chinesisch immer hinten steht, ist „Rufname“ ein passenderer Begriff) nicht mehr als zwei Zeichen / Silben hat. Was man dazu wissen muss, wenn man keine chinesischen Schriftzeichen kennt: Chinesisch ist eine einsilbige Sprache, jedes Zeichen hat genau eine Silbe, nicht mehr. Manche Wörter bestehen aus zwei Zeichen, manche nur aus einem. Selten bestehen sie aus mehr als zwei Zeichen. Daher ist auch der Rufname so gut wie nie länger als zwei Silben.

Wie werden europäische Namen zu chinesischen Namen verwandelt?

In der Regel versucht man, den Nachnamen (Familiennamen) zu einem Zeichen zu verwandeln, das auch in China als Familienname vorkommt. Dann sucht man Elemente aus dem Rufnamen raus, die zusammen mit dem Familiennamen zwei oder drei Zeichen (Silben) bilden, die auch noch harmonisch klingen. Im besten Fall kann man sogar den Namen so verbinden, dass er auch die Persönlichkeit der Person ausdrücken kann. D.h. chinesische Namen einfach direkt von europäischen Namen zu übersetzen funktioniert nicht. Man muss noch etwas mehr machen.

Wir nehmen ein Beispiel von Dominik, er heißt Dominik Stürzer, d.h. wir suchen ein Element aus seinem Nachnamen „Stürzer“ aus, das als ein gewöhnlicher chinesischer Familienname funktionieren kann, das wäre „shi“ („史“: Geschichte). Für den Rufnamen suchen wir ein oder zwei Elemente, die zusammen passen. „do“ wäre ziemlich nah an „duo“ („多“: viel), danach kam mir die Idee, „zer“ aus dem Nachnamen auch einzubauen, sodass das seine Persönlichkeit wiederspiegelt. Wir suchen also ein chinesisches Wort, das fast gleich wie „zer“ ausgesprochen wird. Ich habe mich für „ce“ („策“: Strategie) entschieden. Nun haben wir dann einen Namen für Dominik Stürzer: 史多策 (Shi Duoce), der Mann mit vielen Strategien, was ziemlich genau zu ihm passt.

Mit diesem Beispiel kannst Du wahrscheinlich auch verstehen, dass es gar nicht so einfach ist, einen Namen in Chinesisch zu finden. Und nun weißt Du sicher, dass die Frage „Wie heiße ich auf Chinesisch“ gar nicht funktioniert, weil man nicht zwangsläufig einen identischen Namen zu den europäischen Namen hat. Wer einen chinesischen Namen haben will, der authentisch ist, braucht doch jemand, der/die versteht, wie der Name gegeben wird und er/sie wird, nach einiger Überlegung, einen passenden Namen für Dich finden.

2 Kommentare zu “Chinesische Namen: Wie heißt Du auf Chinesisch?

  1. Hey,

    Ich bin auf der Suche nach einem/meinem chinesischen Namen, da ich ab September ein Semester in Shanghai bin.
    Für meinen Nachnamen habe ich gedacht, könnte man huo – Feuer nehmen (Hodapp).? Mein Vorname – Tobias – bereitet mir jedoch noch Probleme. Vielleicht kannst du mir ja weiterhelfen? =)

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