Was sind Kantonesisch, Mandarin und Chinesisch?

Kanton - Kantonesisch

Kantonesisch, Mandarin, Chinesisch … ganz schön viele Begriffe, bevor man anfängt, Chinesisch zu lernen! Diese Begriffe kennt man meistens sogar sehr gut, aber die meisten verstehen sie nicht wirklich:

  • Ist Kantonesisch eine eigene Sprache?
  • Was ist der Unterschied zwischen Kantonesisch und Mandarin?
  • Was ist dann Chinesisch überhaupt?

In diesem Artikel erkläre ich Dir in ca. 5 Minuten Lesezeit, wie die Antworten lauten und in welchem Zusammenhang sie zueinander stehen. Die Kurzform der Antworten lautet:

  • Chinesisch ist der Überbegriff für alle Dialekte in China, so wie Deutsch.
  • Kantonesisch und Mandarin sind beide Dialekte unter dem Begriff Chinesisch, so wie Bayerisch und Hochdeutsch / Hannoveraner Deutsch.
  • Kantonesisch ist ähnlich wie Bayerisch, ist ein reiner Dialekt.
  • Mandarin ist das Hochchinesisch, ähnlich wie Hochdeutsch.
  • Koreanisch, Uigurisch, Tibetisch, Mongolisch und weitere Sprachen sind keine Dialekte, sondern eigene Sprachen. So wie Französisch im Saarland.
  • Die Definition darüber, ob es sich um einen Dialekt oder Sprache handelt, unterliegt der Schrift. Wenn etwas mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben wird, ist es Chinesisch. Die Aussprachen sind unterschiedlich, daher sind sie Dialekte. So wie Hochdeutsch und Schweizerdeutsch. So lange die Schrift Deutsch ist, gilt die Sprache als Deutsch.

Dies sind natürlich extrem vereinfacht dargestellte Regeln. Teilweise habe ich die mir selbst gebildet. Aber als Sinologin und Anglistin, mit Linguistik als Schwerpunkt bin ich der Meinung, dass diese Regeln die einfachsten Grundlagen sind, um Deutsch-Muttersprachlern schnell einen Eindruck zu verschaffen. Auch ohne viel über die Details und Feinheiten zu streiten. Diese könne zwar sprachwissenschaftlich interessant sein, helfen aber den “normalen” SchülerInnen nicht wirklich, diese Begriffe zu verstehen.

Erstens: Damit Du Dir ein einfaches Bild davon machen kannst, nehmen wir Bayern als Beispiel. Denn Guangdong, oder Kanton, ist ein bisschen ähnlich wie Bayern. Sie haben beide einen sehr bekannten Dialekt und die Provinz fühlt sich ein bisschen besonders in China.

Ich nehme immer wieder gern solche Vergleiche, da sie mit Deutsch so perfekt funtionieren:

Wenn Chinesisch = Deutsch
Dann Hochchinesisch (Mandarin) = Hochdeutsch
Dann  Kantonesisch = Bayerisch

Daraufhin sollten wir betonen: Die Schrift, solange wir bei der Schrift in der Volksrepublik China bleiben, ist immer die gleiche: Chinesisch (vereinfacht)

 

1. Was ist Kantonesisch?

Kantonesisch ist ein Dialekt in Chinesisch. Das Wort stammt aus “Kanton”, einer Provinz in Südchina, die in Hochchinesisch (Mandarin) “Guangdong” heißt. Geschrieben wird “Kanton” oder “Guangdong” als: 广东, 广东 wird in Kantonesisch, als in der Provinz selbst, als “Kanton” ausgesprochen, und in Hochchinesisch (Mandarin) “Guangdong” ausgesprochen. (Ich schreibe vereinfachtes Chinesisch. An dieser ist Stelle uninteressant, wie es in traditionellem Chinesisch geschrieben wird. Dazu wird es einen anderen Beitrag geben.)

Ähnlich wie bei Bayerisch, gibt es auch weitere Dialekte in China. Kaum eine andere hat jedoch den vergleichbaren Status. In Deutschland und Bayern liegt es an der kurzen Geschichte des vereinten Landes. In China liegt es an etwas ganz anderem: Hongkong und die ausgewanderten Chinesen.

1840 startete Großbritannien den Opiumkrieg mit China, um Opium legal in China zu verkaufen. Nachdem China den Krieg verloren hatte, wurde Hongkong, eine Region innerhalb von Guangdong / Kanton, an Großbritannien vergeben. Diese kleine Insel sprach einen eigenen Dialekt. Als Ergebnis wurde dieser durch den engen Kontakt zu UK in der westlichen Welt deutlich bekannter als Mandarin, das erst über 100 Jahre später entstanden ist.

Außerdem waren viele Chinesen, die seit dem 19. Jahrhundert ausgewandert sind, Kantonesen – Menschen aus Kanton. Daher ist Kantonesisch deutlich bekannter als alle anderen Dialekte in China. 

 

2. Was ist Mandarin?

Wie bereits beschrieben, ist Mandarin das Hochchinesisch, ein ähnlicher Begriff wie Hochdeutsch. Ein “Dialekt”, den jede/r versteht oder zumindest verstehen soll. Mandarin hat eine kurze Geschichte, weil es (eigentlich) eine erfundene Sprache ist. Diese wurde nämlich entwickelt basiert auf dem nördlichen Dialekt in China. In der 30er Jahren des 20. Jahrhunderts hat die “Volksrepublik Partei” (Guomindang), die später nach Taiwan gezogen war, Mandarin in China eingeführt. Die Sprache hieß damals “Guoyu”, d.h. die Nationalsprache. Diese wird in Taiwan weiterhin als Amtsprache gesprochen.

In der Volksrepublik China (Festland China) wurde der Name “Guoyu” 1955 unter der kommunistischen Regierung geändert. Man wollte andere in China lebende nationale Minderheiten gleich respektieren und vermeiden, dass sie sich möglicherweise beleidigt fühlen. Daher verwendet man statt „Guoyu“ seitdem die Bezeichnung “Putong hua”: Verbeitet/Allgemein/Alltäglich/Normal Sprache. Obwohl es kleine Unterschiede zwischen “Guoyu” und “Putonghua” gibt, kann man diese Unterschiede eigentlich ignorieren.

Ob “Guoyu” oder “Putonghua”, beide sind Mandarin.

Daher wird Mandarin sowohl in Festland China, als auch Taiwan gesprochen. Und wer Mandarin gelernt hat, kann auch problemlos in Taiwan kommunizieren.

 

3. Unterschied zwischen Kantonesisch und Chinesisch

Das ist hoffentlich nach den ersten zwei Punkten schon klar. Die Frage ist ähnlich wie: Was ist der Unterschied zwischen Bayerisch und Deutsch?
Eines ist ein untergeordneter Dialekt, das Andere ist der Überbegriff für alle chinesische Sprachen/Dialekte, die in China gesprochen werden.

 

4. Unterschied zwischen Kantonesisch und Mandarin

Der Unterschied zwischen Kantonesisch und Mandarin ist wie Tag und Nacht. Die Aussprachen sind so unterschiedlich, dass man fast meinen kann, dass Thai oder Vietnamesisch näher an Kantonesisch wäre, als Mandarin (rein von der Aussprache).

 

5. Andere Sprachen in China

Ganz anders ist die Sache mit Uigurisch, Mongolisch, Koreanisch …
In China leben insgesamt 56 verschiedene Volksgruppen. Ich ziehe den Begriff “Volksgruppen” den “Nationen” vor, was als Übersetzung üblicher ist. Denn Nationen sind für mich zu sehr so definiert, dass es um ein eigenes Land handelt. Dabei war es in China oft der Fall, dass die Menschen am gleichen Ort über tausende Jahre lebten, während die Grenzen anders gezogen wurden.

Das ist der Fall mit vielen Volksgruppen, die eine eigene Sprache sprechen. Im Norden gibt es koreanische und mongolische Volksgruppen. Im Westen Uiguren und Tibeter und im Südwesten eine vietnamesische und eine Thai-Volksgruppe usw.

Diese Menschen verwenden nicht nur eine andere Aussprache, sondern auch eine andere Schrift. Dies sind eigenständige, andere Sprachen.

 

Ich hoffe, mit diesem Artikel habe ich Dir einen schnellen Gesamteindruck vermitteln können, wie Chinesisch, Mandarin und Kantonesisch zusammenhängen.

Hier findest Du mehr Inhalte zum Thema Chinesisch Lernen.


Kostenlos 30 Sätze Chinesisch sprechen und verstehen!


Bereits am ersten Tag lernst du 15 Sätze in Chinesisch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert